Geschichte
Die Entwicklung der Chinesischen Medizin ist eng verknüpft mit der Geschichte Chinas. Ihre Ursprünge wurzeln um 10 000 v. Chr. in der Volksmedizin, die auf Naturbeobachtungen fusste und den Menschen als Mikrokosmos betrachtete, d.h., als Spiegelbild der ihn umgebenden Natur. Im Laufe der Entwicklung führten Erfahrungen, Beobachtungen und verschiedene philosophische Schulen zu einem ganzheitlichen und zugleich differenzierten Medizinsystem, das auf fünf Säulen steht: Tui na Massage, Akupunktur, Chinesische Arzneimittel, Diätetik und Qi Gong.
Dieses Medizinsystem wird ständig weiter erforscht, entwickelt und angepasst, um auch dem heutigen Lebensstil gerecht zu werden und den daraus resultierenden Krankheiten. Die Chinesische Medizin war primär darauf ausgerichtet, durch Lebensführung und Ernährung ein langes und gesundes Leben zu kultivieren und Krankheiten zu vermeiden. Erst sekundär wurde sie zur Heilung eingesetzt. Das ist heute genau anders herum.
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Die Basis allen Seins ist die Ur-Energie Qi, die formlos existiert und durch Umwandlungsprozesse Form annehmen kann. Diese Kraft verbindet den Menschen mit allen Dingen und alle Dinge untereinander. Qi bildet im Menschen sowohl den sichtbaren körperlichen, wie den unsichtbaren geistigen Aspekt. Die Arbeit mit den Methoden der Chinesischen Medizin setzt ein tiefgründiges und breit gefächertes Verständnis von Qi voraus, sowie unmittelbare Erfahrungen mit Qi im eigenen Körper durch Qi Gong, Tai Chi, Meditationen usw.
Vor rund 500 v. Chr. wurden die heute noch gültigen "Klassiker der Chinesischen Medizin" niedergeschrieben, die bis ins 17. Jh. ständig ergänzt wurden. Im 18. Jh. drang auch die westliche Medizin in China ein. Sie wird im heutigen China einerseits in die Chinesische Medizin integriert und steht ihr andererseits gleichwertig und ergänzend gegenüber. Das zeigt einen Grundzug des chinesischen Denkens: "sowohl als auch" anstatt "entweder – oder", Durchdringung statt Vermischung.
Diesen Sachverhalt finden wir in eindrücklicher Bildersprache im ca. 3000 Jahre altem
I Ging – Buch der Wandlungen wieder. Es ist der Schlüssel zur Chinesischen Medizin und beschäftigt als Weisheitsbuch seit Jahrhunderten Philosophen, Wissenschaftler und Psychologen: Aus der formlosen Ur-Energie treten Himmel und Erde, Yang und Yin, in Erscheinung und vereinigen sich. Diese Vereinigung ist möglich, weil sich der Himmel, das Starke, unter die Erde, das Schwache und Struktive, begibt. So kommen sich die beiden Wirkkräfte entgegen und es entsteht das Zeichen "Tai / der Frieden". Aus der Verbindung von Himmel und Erde gehen drei Töchter und drei Söhne hervor, die verschiedene Qualitäten und die Elemente verkörpern. Es heisst: Aus eins entsteht zwei, aus zwei entsteht drei, aus drei entstehen die zehntausend Dinge. Das I Ging kann als hilfreiche therapeutische Ergänzung eingesetzt werden und auch zur direkten Berechnung von Akupunkturpunkten. Eine Kernaussage des I Ging lautet: In der Gegenwart ist eine zukünftige Entwicklung angelegt, die der Mensch beeinflussen kann, wenn er sie erkennt.